Meine sehr verehrten Damen und Herren, wie Sie natürlich alle wissen, ist das Auge das Organ,
das uns die Fähigkeit verleiht zu sehen, Licht wahrzunehmen und es ist damit auch eigentlich unser wichtigstes Sinnesorgan.
Mehr als die Hälfte der Information, die in unserem Gehirn verarbeitet wird, hat ihren Ursprung in einem visuellen Charakter.
Und um dieses Sehen zu ermöglichen, ist unser Auge relativ kompliziert aufgebaut.
Und dieser komplizierte Aufbau resultiert letztendlich aus relativ komplexen Vorgängen im Rahmen der Entwicklungsgeschichte,
die ich heute mit Ihnen im Einzelnen erörtern will.
Lassen Sie mich zunächst beginnen, indem ich Ihnen noch einmal die wichtigsten Strukturelemente des Auges vor Auge führe.
Zunächst haben wir im hinteren Teil des Auges innen die Netzhaut oder Retina, die die photosensiblen Zellen enthält,
die Fotorezeptoren, spezialisierte Nervenzellen, die das Lichtsignal aufnehmen und umwandeln in einen elektrischen Stimulus,
der in der Netzhaut verarbeitet wird und dann letzten Endes über den Sehnerven, dem Gehirn mitgeteilt wird.
Nach außen zu ist die Netzhaut umgeben von der Aderhaut, ein sehr gefäßreiches Gewebe,
das zu den am stärksten durchbluteten Geweben des menschlichen Körpers gehört.
Und diese Durchblutung ist wichtig, um den Stoffwechsel der Fotorezeptoren aufrecht zu erhalten.
Nach vorne zu haben wir die Hornhaut, die durchsichtig ist und aufgrund dieser Durchsichtigkeit das Licht überhaupt ins Auge hinein gelangen lässt
und die sich gleichzeitig auch an der Brechung des Lichtes beteiligt, zusammen mit der Linse,
einem auch durchsichtigen Körper, der sich allerdings im Inneren des Auges befindet und der eben das Licht auch bricht.
Und zwischen Linse und Hornhaut haben wir dann noch die Regenbogenhaut oder Iris, die als eine Art Blende funktioniert
und die Lichtmenge, die in das Auge hineintritt, steuert und reguliert.
Und all diese Systeme im vorderen Augenabschnitt müssen nun mitsusammen helfen, damit ein Bild scharf auf der Netzhaut abgebildet werden kann
und zwar mit der notwendigen und adäquaten Lichtmenge dort abgebildet werden kann.
Hinten im Auge die Netzhaut mit den Fotorezeptoren, spezialisierten Nervenzellen, die sich im Wesentlichen gliedern in ein äußeres Segment.
Hier sind die Fotopigmente verteilt und hier wird letztendlich der Lichtreiz umgewandelt in einen elektrischen Impuls.
Und dann das innere Segment, das für die Weiterleitung dieses Lichtreizes zuständig ist.
Weiterhin haben wir eine Verteilung dieser Fotorezeptoren über das gesamte hintere Auge, im gesamten Netzhautbereich.
Sie stehen aber besonders dicht, besonders streng und besonders eng verschaltet in diesem Bereich,
das ist der sogenannte gelbe Fleck des Auges oder die Fovea centralis,
wo eben am meisten, am besten gesehen wird und wo über 90 Prozent unseres Bildes letzten Endes entsteht.
Die Fotorezeptoren in einem Wirbeltierauge, wie wir es hier vor uns haben, haben die Eigenschaft, dass sie dem Licht abgewandt stehen.
Das heißt, das Licht kommt hier ins Auge, geht durch die Netzhaut durch, zu den Fotorezeptoren hin.
Und diese Fotorezeptoren sind nun eingebettet in fortsetzten einer pigmentierten Zellschicht, dem sogenannten Pigment-Ebitell.
Das enthält schwarze Granula, die letzten eines dafür sorgen, dass das Licht absorbiert wird, nachdem es eben durch die Netzhaut durchgetreten ist.
Die Fotorezeptoren, spezialisierte Nervenzellen, nehmen dieses Signal nur auf.
Verarbeitet wird es bereits in anderen Nervenzellen in der Netzhaut, die zum Teil einen sehr komplexen Charakter zeigen.
Und ich will Ihnen hier nur zwei Beispiele von komplexen Netzhautzellen mal zeigen.
Das hier ist eine sogenannte Horizontalzelle, hier eine Amagrinezelle.
Und Sie sehen diese weitverzweigten Fortsätze, die alle mit anderen Nervenzellen in der Netzhaut in Kontakt treten.
An derartige komplexen Aufbau haben wir sonst eigentlich nur im Gehirn.
Und daher ist es nicht überraschend, dass die Augenentwicklung beginnt mit der Entwicklung des Gehirns, mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems.
Um uns diese Entwicklung anzuschauen, begeben wir uns weit zurück in die menschliche Embryonalentwicklung, ganz zum Anfang hin.
Und zwar in etwa im Bereich der dritten Woche der Schwangerschaft oder der Embryonalentwicklung,
wo der Keim der Embryo noch eine scheibenartige Gestalt aufweist.
Eine Scheibe, die im Prinzip aus drei Blättern besteht, aus drei Schichten.
Blau das Ektoderm, Gelb das Entoderm und dann dazwischen rot das Mesoderm.
Und im Bereich des Ektoderms kommt es nun zur Bildung der Anlage des zentralen Nervensystems, also zur Bildung der Anlage von Gehirn- und Rückenmark.
Und zwar schauen Sie jetzt auf dieses Ektoderm von oben drauf, blau nach wie vor die Ektodermzellen.
Jetzt bildet sich hier in der Mitte, braun gefärbt hier in dieser Zeichnung, eine Zelllage aus, wo die Zellen einfach höher werden,
sich plattenartig heraus bölen etwas und die sogenannte Neuralplatte aufwerfen.
Und in der Mitte dieser Neuralplatte bildet sich frühzeitig eine Furche, die Neuralrinne, die umgeben wird von beiden Seiten von den Neuralfalten.
Wenn wir uns das Ganze im Schnitt anschauen, schaut es dann so aus, dass sich hier einmal in der Zeichnung und hier in einem elektronenmikroskopischen Bild
zunächst die Neuralplatte und dann die Neuralrinne begrenzt von den Neuralfalten.
Presenters
Friedrich Dollinger
Prof. Dr. Ernst Tamm
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:26:11 Min
Aufnahmedatum
2001-11-22
Hochgeladen am
2018-06-21 11:26:17
Sprache
de-DE
Visuelle Eindrücke dominieren unser Leben. 60% der zum zentralen Nervensystem ziehenden Nervenfasern befinden sich in den beiden Sehnerven. Die Hälfte unseres Gehirns ist mit der Verarbeitung visueller Informationen beschäftigt. Die Wahrnehmung des Lichts und die Umwandlung des Lichteindrucks in ein Signal, das zum Gehirn weitergeleitet werden kann, erfordert die regelrechte Funktion zahlreicher Gewebe im Auge. Diese Gewebe bilden eine sehr komplexe Feinstruktur aus, die über einen komplizierten Entwicklungsprozeß im embryonalen Leben entsteht. Bereits in der 4. Woche der Schwangerschaft entsteht die Anlage der Netzhaut des Auges aus dem embryonalen Hirngewebe. Diese Anlage, das sog. Augenbläschen, wächst zur Oberfläche des Embryos, wo es die Bildung der Linse induziert. Danach stülpt sich das Augenbläschen zum Augenbecher ein, in welchen die Linse verlagert wird. Die bindegewebigen Elemente des Auges gehen aus der sog. Neuralleiste hervor.